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Judentum und Israel
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Österreichische Historikerkommission:
Im Land der Täter werden die Täter geschützt

Am 3.3.03 fand im Jüdischen Gemeindezentrum in Wien eine Diskussion über die Ergebnisse der Schweizer und der österreichischen Historikerkommission statt. Die Schweizer nannten die Namen, die Österreicher - im Land der Täter wird der Täterschutz grundsätzlich eingehalten - nannten nur im Ausnahmefall die Ariseure, die oft auch Gewalt anwendeten.

Stephan Templ war im Publikum und bemerkte, dass er in seinem Buch Hunderte von Namen von Tätern nannte und nicht geklagt wurde. Und er nannte ein paar Namen von Ariseuren, die in Österreichs Politik nach 1945 eine große Rolle spielten, so Bundespräsident Dr. Adolf Schärf, (SPÖ) Innenminister Oskar Helmer (SPÖ) und Unterrichtsminister Heinrich Drimmel (ÖVP), die am Wiener Modell, an der Beraubung von Juden die zur Vernichtung bestimmt waren, teilnahmen.

Karl Pfeifer

Zur Historikerkommission:

Über die Hintergründe der Ergebnisse der Historikerkommission berichtete beispielsweise Stephan Templ in der Frankfurter Allgemeine Zeitung am 26.2.2003: "Das Erbe wird in der einstigen Kaiserstadt überschwenglich zelebriert. Beispielsweise das von Otto Wagner entworfene Majolikahaus: In jedem Wien-Führer ist es abgebildet. Doch wie sieht das mit dem Erben aus? 1938 war das Bauwerk im Besitz von Wilhelm Frankl. Er war Jude. Die Nazis stellten an ihm Zeichen von Verfolgungswahn fest und entmündigten ihn. Das Haus wurde vom NS-Kurator and die Großschlächterei Ferdinand und Hermine Wöber verkauft. Frankl erhielt nicht eine Reichsmark, wurde deportiert, überlebte und bemühte sich vergebens um  Restitution. Das kinderlose Ehepaar Wöber vermachte es in den fünfziger Jahren der Kirche, die verkaufte es einer Bank. Unzählige solcher Liegenschaften finden sich in Wien."

Erst der internationale Druck führte 1998 zur Einsetzung einer Historikerkommission, die Ende Januar ihren Abschlußbericht vorlegte, der lediglich im Internet abrufbar ist.

Die Aussagen im Abschlußbericht der Kommission bleiben vage. Die Frage, ob sich Österreich den Geschädigten gegenüber "gut" oder "schlecht" verhalten habe, wieviel wurde enteignet und wieviel restituiert, könne mir wissenschaftlichen Methoden nicht beantwortet werden. Die Frage der Politik könnte, wenn überhaupt, nur von Steuer- und Wirtschaftsjuristen bewertet werden.

Eine öffentliche Diskussion der Ergebnisse wird schwer zu führen sein, denn dafür hält die Regierung so einige Stolpersteine parat.

Nach Veröffentlichung des Berichtes ist, wie bereits zuvor bei den ersten Teilergebnissen, keine Öffentlichkeitsarbeit geplant. Die Autoren selbst dürfen in den nächsten drei Jahren aus den eigenen Forschungsergebnissen nichts publizieren und mußten zusätzlich alle Arbeitsunterlagen übergeben, die nun Eigentum der Kommission sind.

Teile der Arbeitsergebnisse sind auch im Internet nicht zugänglich, darunter das Teilvorhaben, das 1500 Wiener Liegenschaftsanteile untersuchte, also eine Datenbank mit Grundbuchdaten, die nur in Bruchteilen online gestellt wird.

Besonders hoch wurde der Täterschutz gehalten. Die Forscher hatten sich an ein strenges Datenschutzgesetz zu halten, nach dem sogar noch die Initialen der betroffenen Namen verändert wurden.

Die Historikerkommission im Internet:
http://www.historikerkommission.gv.at/

Richtigstellung zum Artikel von Stephan Templ der Historikerkommission

hagalil.com 05-03-03

 


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