Daniela
Kahls über den Skinhead aus Wolfen
"Dieses Lied
anzuhören verursacht Brechreiz", warnt Richter Albert Henning.
Dann liest der Vorsitzende des Oberlandesgerichts Naumburg den
Text des Songs vor. "Afrika für Affen. Europa für Weiße. Stecke
die Affen ins Klo und spül sie weg wie Scheiße."
Den Zuschauer im Hochsicherheitstrakt des Justizministeriums
Halle ist Ekel und Entsetzten ins Gesicht geschrieben. Was sind
das für Menschen, die sich solche Lieder anhören?
Unausgesprochen steht die Frage im Raum.
Drei der Hörer sitzen an jenem 30. August vergangenen Jahres auf
der Anklagebank. Der 24jährige arbeitslose Bäcker Enrico H. aus
Bad Liebenwerda und die beiden 16 Jahre alten Schulabgänger
Christian R. und Frank M. aus der Plattenbausiedlung
Wolfen-Nord. Die drei haben in der Nacht zum Pfingstsonntag im
Stadtpark von Dessau den Mosambikaner Alberto Adriano zu Tode
getreten. Die Tat war "sinnlos, grundlos und erbarmungslos",
sagt Richter Henning in seiner Urteilsbegründung. "Tiere gehen
mit am Boden liegenden Opfern gnädig um, Rechtsradikale
offensichtlich nicht". Aus purem Ausländerhass haben die drei
den 39jährigen Schwarzen getötet.
Keine Reue sondern Stolz
Enrico H. bekommt lebenslang, die beiden 16jährigen müssen für
neun Jahre ins Gefängnis; verurteilt nach dem Jugendstrafrecht.
Reue zeigen die Mörder nicht. Noch aus der Haft schreibt Frank
in einem Brief: "Es mag gut sein, dass es einen Neger weniger
gibt, aber für uns ist das gar nicht gut." Sein Vorbild ist der
18jährige Kai aus Wolfen-Nord. Der ist stolz auf Frank und
Christian, brüstet sich damit, dass seine Kumpels "das Opfer
gebracht haben und dafür jetzt in den Knast gehen".
Kai sieht nicht aus wie ein typischer Skinhead. Er hat keinen
kurzrasierten Schädel, wirkt friedlich und nicht aggressiv. Nur
der Hooligen-Button auf seiner Jacke verrät seine rechte
Gesinnung. "Jeder, der diese Gesinnung hat, plant, einem
Ausländer eins auf die Fresse zu hauen", sagt Kai. Jeden Tag
sieht er die Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion in Wolfen
und seine Wut wächst täglich. "Wenn ich als Russe herkomme,
kriege ich Tausende in den Arsch gesteckt", meint Kai. Und die
Deutschen hätten das Nachsehen.
Viel von ihm gelernt hätten Frank und Christian, glaubt der
18jährige. Auch darauf ist er stolz. Und auch künftig sieht er
sich in der Rolle eines Führers der Skins in Wolfen-Nord.
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