Kritische Anmerkungen:
Zunehmende Integration der Juden in der österreichischen
Gesellschaft?Von Karl Pfeifer
In haGalil wird eine
Buchpräsentation der
Herausgeberin Eleonore Lappin im jüdischen Gemeindezentrum in Wien
mit einem Artikel angekündigt, dessen letzter Absatz mein Erstaunen
hervorruft: "Auch in Österreich zeigt sich, dass von jüdischen Gemeinden
eine Öffnung erwartet wird, dass sie wichtige Mediatoren im
interkonfessionellen Dialog, aber auch im Kampf gegen Antisemitismus und
Rassismus sind. Dies sind Aufgaben, die weit über eine Belebung
jüdischen Lebens hinausgehen. Sie stellen gerade für kleinere Gemeinden
eine schwierige Herausforderung dar, zeigen aber auch den zunehmenden
Grad der Integration der Juden in die Mehrheitsgesellschaft."
Wer erwartet von jüdischen Gemeinden eine Öffnung?
Welche Rolle können 6.000 Juden in einem Land mit acht Millionen
Einwohnern in dem der Antisemitismus bis heute ein Bestandteil der
politischen Kultur ist "im Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus"
spielen? Der letzte Satz vom "zunehmenden Grad der Integration der Juden
in der Mehrheitsgesellschaft" entspricht mehr dem Bild, welches das
offizielle Österreich im Ausland von sich verbreiten möchte als der
österreichischen Realität.
Wer wirklich zur Kenntnis nehmen will, wie die
Mehrheitsgesellschaft sich zu den wenigen Juden in Österreich verhält,
der lese die Beiträge im Diskussionsforum der Online-Ausgabe der
Tageszeitung DIE PRESSE vom 19.11.02. Da hat Ariel Muzicant, Präsident
der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, vorgeschlagen, Österreich solle
die strengen Einwanderungsbestimmungen ein wenig lockern, damit die
jüdische Gemeinde nicht ausstirbt. Muzicant erklärte auch die
historischen Ursachen, weshalb die jüdische Gemeinde in Österreich sich
in einer derartig prekären Situation befindet. Die darauf folgenden
Kommentare in der "Presse" wiederum beweisen, dass diese nicht nur
honorig bürgerliche Leser hat. In der online Version dieses sich selbst
penetrant lobenden Blattes konnte man noch am Abend des 19.11. jede
Menge antisemitische Briefe finden, obwohl die online Redakteure einige
arge Briefe gelöscht haben. Hier eine kleine Kostprobe:
1.)"Ich fühle mich als Österreicher mit dem dumm daher
redenden Haider wohler, als ich müsste die Massenmorde des Herrn Sharon
mitverantworten."
2.)"die lösung für die zukunft heißt, keine aufnahme von weiteren semiten
in österreich. heute ist es musikant der unverfroren geld (vom össi) für
judenschulen, judenkindergärten, etc. fordert. morgen ist ein anderer
mufti, der geld (vom össi) für islamschulen, islamkindergärten, etc.
fordert. deshalb muß die österr. politik diesem mulitkultitrend (der aus
ethnischen gründen nicht funktionieren kann) einen endgültigen riegel
vorschieben."
3.)"Ich erinnere daran, daß das in den Leserbriefen offenbar
unvermeidliche Wort "Antisemitismus" völlig unberechtigt von den Juden
als negative Einstellung gegenüber dem jüdischen Volk reklamiert wird.
In Wahrheit schließt der Begriff alle semitischen Völker, darunter auch
einige zur Zeit
tapfer um ihre Selbständigkeit und Würde kämpfenden der arabischen Semiten
mit ein. Aber wenn genügend mediale Power dahinter steht, läßt sich so
eine falsche Verwendung nur mühsam korrigieren. Das gleiche gilt
übrigens für die Wiedergutmachung, die am liebsten auch nur in eine
Richtung erfolgen darf. Wer das gleiche für Deutsche reklamiert (siehe
Benesch Dekrete), den trifft die Faschismuskeule."
4.) "Natürlich brauchen wir Zuwanderer. Solche, die nichts arbeiten und
keine Steuern und keine Sozialbeiträge bezahlen. Am besten
osteuropäische mittellose Juden, zehntausend pro Jahr wollte Muzicant
Wien anhängen. So wie Ihr den Worten "Gottes" (eine von
Marketing-Spezialisten erfundene Illusion) anheimfällt, so fällt ihr den
Worten seiner angeblichen Vertreter anheim. Hört das denn nie auf, wie
Menschen sich für Krieg missbrauchen lassen ? Wir haben doch nichts
gegeneinander. Warum schürt dieser Muzicant ständig Konflikte ? Wir
bezahlen seine sechshundert Millionen Schilling Schulden nicht. Diese
kotzfreche Sau."
5.) "Wien braucht keine neuen 'Binkel-Juden'! ...Im Gegensatz zu
osteuropaeischen Staaten haben Juden, weder als Gruppe noch als
Einzelpersonen, irgendein prinzipielles Recht auf eine Zuwanderung nach
Oesterreich. Trotzdem draengen juedische Interessen auf einen Zuzug von
russischen 'Binkel-Juden' nach Wien, nicht etwa weil Oesterreichs
Wirtschaft dadurch profitieren, geschweige denn einen Hoehenflug
erhalten wuerde, nein, um die Kassa eines privaten undurchsichtigen
juedischen Verreins zu sanieren. Hat man jemals Aehnliches vernommen?
Wenn die oesterreichische Regierung diesen eklatanten Missbrauch der
Staatsbuergerschaft nicht verhindern kann, sollte m. E.ein Referendum
darueber entscheiden. Wenn heute irgendjemand einen humanitaeren
Anspruch auf Zuwanderung nach Oesterreich hat, dann waeren dies durch
Israel gefaehrdete Christen aus dem Irak und aus Palaestina. Gibt es
fuer die Praepotenz der Juden keine Grenzen?" "Wie ich auch hier
feststellen muss, wird jeder der es wagt etwas GEGEN einen Juden zu
sagen, sofort als Antisemit oder Rassistisch deklariert. Sonst darf man
jeden heißen was immer man will. Aber wenn man seine Meinung über einen
Juden äußert ist man sofort ein Rechter."
6.) "Bei den Forderungen des Herr Muzikant wundert es einen nicht daß es
antijüdische Ressentiments immer noch in Österreich gibt. Sollte der
Herr Muzikant weiterhin auf seinen Zumutungen bestehen, dann läuft er
Gefahr, daß sich aus einem latenten Antisemitismus ein offener
Antisemitismus gegen seine Kultusgemeinde entwickelt. Dann hat er
wirklich ein Problem."
7.) "Das ist eben seit Jahrhunderten das Kernproblem der Juden: sie
betrachten sich primär als Juden und nicht als Staatsangehörige des
Landes, dessen Staatsbürgerschaft sie besitzen und in dem in den meisten
Fällen Generationen ihrer Vorfahren gelebt haben. Warum sind sie sonst
angeblich so "mobil"? "
8.) "Auch wenn Herr Muzicant präventiv (aber natürlich nicht expressis
verbis) mit der jüdischen Gemeinde in Wien eventuell zu erwartenden
Flüchtlingen aus Israel die Tür aufmachen will, falls die Situation im
Nahen Osten, nicht zuletzt durch die Schuld der Israelis und ihrer
kriegslüsternen amerikanischen Freunde außer Kontrolle geraten sollte,
ist seine Forderung eine ZUMUTUNG, die auch nicht unbedingt "brauchen".
"
9.) "Warum beantwortet der Jude jede Frage mit einer Gegenfrage? Warum
nicht? Ignaz Bubis auf die Frage: sind Sie Deutscher oder sind Sie Jude?
Ich bin deutscher Jude, war die Antwort. Zweifache Heimat, zweifache
Kultur, bilingual, hier Kritik da Lob, draufhauen und sofort Hand
aufhalten, glücklich über die Einwanderung und gleichzeitig mit dem
Auswandern drohen. Alles doppelt gesichert - damit man als Zionist, wenn
es schief geht, nirgends dabei war. Ob Muzicant, Friedmann, Bubis,
Spiegel alles die selbe Richtung. Die Gojims sind immer schuld! Dafür
hat Judas Jesus verraten! "
So etwas kommt aus der Mitte der bürgerlichen
Gesellschaft in Österreich, was ja auch kein Wunder ist, sind doch laut
repräsentativer Umfrage von 2001 ein Viertel aller Österreicher der
Meinung, es wäre besser keine Juden im Land zu haben. So viel über den
"zunehmenden Grad der Integration der Juden in der
Mehrheitsgesellschaft".
hagalil.com
21-11-02 |