An dieser Stelle dokumentieren wir in Kooperation mit
dem Antifaschistischen Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin e.V.
(apabiz) Vorfälle und Nachrichten aus dem Spektrum des deutschen
Rechtsextremismus, sowie Gegenaktivitäten.
Presseerklärung der
Antifaschistischen Aktion Düsseldorf:
Ortsverband der Schill-Partei in der
Hand militanter Neonazis!
Wir wollen stolz darauf sein, in
Deutschland zu leben und wir wollen es auch sagen dürfen", bekundete der
frisch gewählte NRW-Landesvorsitzende Dieter Mückenberger (Düsseldorf)
auf dem Gründungsparteitag des Landesverbandes der
PARTEI RECHTSSTAATLICHER OFFENSIVE (Schill-Partei) am 27. Oktober 2002
in Werl/Westfalen.
"Ich habe einen
Traum, dass wir uns von unseren Plätzen erheben und uns die Hände
reichen und gemeinsam das Lied anstimmen, welches uns alle
verbindet."
Wie viele derjenigen, die sich der Aufforderung folgend zum
Absingen der 3. Strophe des "Liedes aller Deutschen" erhoben, viel
lieber mit der 1. Strophe ("Von der Maas bis an die
>Memel ...") begonnen hätten, bleibt Spekulation.
Zu befürchten ist jedoch, dass es nicht
wenige waren und dass dieses auf die
zwischenzeitlich 1.246 Personen (Stand: 18.11.02) starke Mitgliedschaft
in NRW übertragbar ist. Solange nicht von außen eindeutige Bezüge von
Schillianer/innen zur extremen Rechten aufgedeckt werden bzw. es keine/r
der Jünger/innen von "Richter Gnadenlos" in der Öffentlichkeit durch
eindeutiges Auftreten übertreibt, besteht selbst für Neonazis in der
Partei kein Grund zur Besorgnis. In der Öffentlichkeit übertrieben hatte
es beispielsweise der ehemalige
CDU-Bundestagsabgeordnete und spätere Schill-Partei-Bezirksvorsitzende
Düsseldorf, Frederick Schulze, der am 11.10. diesen Jahres bei einer
Wahlkampfveranstaltung in Kaarst (Kreis Neuss) vor laufenden Kameras
Demonstrant/innen zugerufen hatte, sie sollten sich lieber "Arbeit
suchen", denn "Arbeit macht frei!". Hierfür kassierte er vom ebenfalls
anwesenden und auf den "guten Ruf" der Partei bedachten "Führer" Ronald
Barnabas Schill ein Parteiausschlussverfahren.
Neonaziaktivist und Schill-Funktionär
Etwas geschickter stellt sich da der
23jährige Dennis Ansgar Seegers an, der laut Homepage der Schillpartei
seit dem 05.09.2002 den an Düsseldorf grenzenden Ortsverband Mettmann I
leitet. Seegers, der noch drei Wochen vor seiner Wahl zum
Schill-Partei-Ortsvorsitzenden am Gedenkmarsch zu Ehren des
Hitler-Stellvertreters Rudolf Hess am 17. August
in Wunsiedel (Bayern) teilnahm, ist seit mindestens 1997 in der
militanten Neonaziszene aktiv. Schon damals war er auf überregionalen
"Kameradschaftstreffen" militanter Neonazigruppen anzutreffen, wurde
später als Mitglied der NPD-Jugendorganisation "Junge
Nationaldemokraten" (JN) geführt und zählt heute zum Spektrum der
neonazistischen "Freien Kameradschaften", die mit der "Kameradschaft
Düsseldorf" eine der aktivsten Gruppen in NRW stellen. Der
"Kameradschaft Düsseldorf" nahestehende Projekte finden sich auch im
Kreis Mettmann ("Siepensturm", "Widerstand in Mettmann" u.a.) und im
Düsseldorfer Süden.
Seegers ist zudem Gitarrist und Sänger der
Düsseldorfer RechtsRock-Band "Eskil", die zur Zeit ihre zweite CD
einspielt und auch für Konzertveranstaltungen der extremen Rechten
gebucht wird, so z.B. für das jährlich stattfindende "Signal-Pressefest"
des Führungsaktivisten der extrem rechten "Bürgerbewegung Pro Köln
e.V.", Manfred Rouhs am 29.6.2002 in Köln. Seegers und diverse weitere
Neonazis aus dem Raum Düsseldorf/Mettmann nahmen in den Jahren 2001 und
2002 auch mehrfach an Demonstration von "Pro Köln" teil. Auch "Pro Köln"
verfügt über Kontakte zur Schill-Partei. Gerda Witthuhn, Mitglied des
Schill-Partei-Arbeitskreises Marketing stellte im Vorjahr sogar bei
einer "Pro Köln"-Veranstaltung das Programm ihrer Partei vor.
Von dem Hildener RechtsRock-Magazin
"Rocknord" (Nr. 80/81) nach ihrem Selbstverständnis und ihrer
"Bandphilosophie" befragt, antworten Seegers und sein Bandgefährte Björn
Ferraro: "Leben ist Krieg!". Gegen wen sich ihr Krieg unter anderem
richtet, lässt sich nach näherer Betrachtung ihrer ersten CD "Manege
frei für ESKIL" nicht nur an den Liedtexten erraten: "Abgemischt" wurde
diese, so heisst es dort, am "13.08.99-14.08.99 (am Tag als I. starb)".
Der 13.8.1999 ist der von Neonazis gefeierte Todestag des damaligen
Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis. Bei
solcherlei Abkürzungsvorlieben könnte man sich im übrigen noch weitere
Gedanken machen, wenn auf der CD einem "Bastian R. für seine
Unterstützung der Band" gedankt wird. So fungiert als Seegers
Stellvertreter im Schill-Ortsverband Mettmann I ein gewisser Bastian
Risse. Ein Schelm, wer böses dabei denkt ...
Petra Darius, Sprecherin der
Antifaschistischen Aktion Düsseldorf: "Angesichts derartiger
‚Ortsgruppenführer', aber auch angesichts der Parteiverlautbarungen und
der Reden von Schill und anderen Parteifunktionsträgern, mutet das in
der Präambel der Bundespartei festgeschriebene Parteianliegen, den
‚Schutz der Gemeinschaft vor kriminellen und/oder subversiven sowie
autonomen Kräften' zu gewährleisten und jegliche Art von politischem
Extremismus ... aufs schärfste' zu verurteilen, nur noch als Kampfansage
an jede Form fortschrittlicher Politik an. Eine Kampfansage, die nicht
unbeantwortet bleiben darf!"
Antifaschistische Aktion Düsseldorf
(organisiert im Antifa-Kok Düsseldorf
und Umland)
c/o Büro für
ständige Einmischung
Corneliusstr. 108,
40215 Düsseldorf
Tel.: 0179 / 88 53 139
kok@free.de
www.antifakok.de
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