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Zeugen brauner Vergangenheit:
Gedenkstein erregt Anstoß

hp – tacheles reden!/hagalil

Am Goslarer Jägerdenkmal steht ein Gedenkstein für das 17. Infanterieregiment, das mit dem Totenkopf der SS "geschmückt" ist. Dies brachte eine engagierte Goslarerin so in Harnisch, dass sie bei der Stadtverwaltung dagegen intervenierte.

Der Oberbürgermeister Dr. Hesse (SPD), von Frau E. darauf angesprochen, habe sich als nicht zuständig bezeichnet. Auf ihre Frage, ob ihn als Repräsentanten der Stadt ein Gedenkstein für eine Wehrmachtseinheit an so auffälliger Stelle denn nicht störe, sei er, so berichtet die Goslarerin, die sich bei "honestly concerned" für eine objektive Nahostberichterstattung und gegen Antisemitismus engagiert, ausgewichen. Wenn man da etwas machen würde, würde man ja nur den alten Streit wie damals um die Guderian-Rommel-Gedenktafeln wieder aufheizen, so gibt die aufgebrachte Aktivistin die Aussage des OB wieder. Außerdem hätten andere Völker auch fragwürdige Gedenksteine und außerdem sei ja der Totenkopf von den Husarenregimentern entlehnt. Überdies sei das ganze Jägerdenkmal eigentlich eine Gedenkstätte der Wehrmacht. Er sei zwar kein Militarist, aber er toleriere doch, wenn andere Leute ihre Gedenkstätten errichten würden. Mit dieser informellen Auskunft gibt Frau E. sich nicht zufrieden. Und ihre Kritik hat bereits Schule gemacht. Nach Aussage des persönlichen Referenten des Oberbürgermeisters, Schwinning, werde die Angelegenheit zwar bisher als Verwaltungssache behandelt, aber es lägen mehrere Schreiben vor.

Das Totenkopfsymbol wurde schon 1923 verwendet vom "Stoßtrupp Hitler", später "Stabswache" und Keimzelle der SS. "Es überrascht nicht, dass die Mitglieder des Stoßtrupp Adolf Hitler den Totenkopf nur zu gerne als ihr Erkennungszeichen wählten", so die zweideutige Formulierung auf pzaufkl.de, einer "privaten Homepage über die Panzeraufklärer der Bundeswehr".

Der von der Stadt Goslar inzwischen zur Begutachtung des Gedenksteins herangezogene Historiker und Kulturreferent Christoph Gutmann weist darauf hin, dass das Symbol erheblich älter ist. Es gehörte u. a. seit 1809 zur Symbolik der Braunschweiger Husaren. Auf diese Tradition weist auch der Gedenkstein hin, allerdings ist der, auch das steht in der Expertise Gutmanns, wohl erst nach 1940 entstanden, also in einer Zeit, in der das Symbol seine Unschuld längst verloren hatte. Der Historiker hält es allerdings für "sehr unglücklich", wenn in dieser Sache "sehr stark polarisiert" wird. Militärischer Traditionalismus und Militarismus seien voneinander zu unterscheiden. Immerhin unterscheide die Forschung zum Begriff der "Resistenz" ja auch zwischen begeisterter Anpassung an das Nazi-Regime einerseits und widerstrebender Unterordnung über Anpassung unter Druck bis hin zu heimlichem Widerstand. Die Aufstellung einer Tafel mit einem erläuternden Text hält er allerdings persönlich für eine gute Idee.

Gutmann, dessen Aufgabe mit der Begutachtung zunächst erfüllt ist, verweist darauf, dass es die Entscheidung des Oberbürgermeisters sei, wie mit dem Gedenkstein weiter verfahren werden soll. Allerdings gibt es hier ein juristisches Problem: Der Aufstellungsort sei von der Stadt unter die Pflege der Goslarer Jäger gestellt. "Der Stein gehört uns gar nicht", bestätigt auch Schwinning. Es sei aber in der kommenden Woche eine Stellungnahme der Stadt zu erwarten.

Für Frau E. stellt das Desinteresse der Stadtoberen an dem Gedenkstein mit dem auch heute noch von Rechtsextremen gern benutzten SS-Symbol ebenso wie an einer Runeninschrift auf dem städtischen Friedhof in Frage, "wann endlich diese Stadt mit ihrer braunen Vergangenheit wirklich brechen will?"

hagalil.com 08-08-03

 


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