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Judentum und Israel
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Abb.: 
Hunger und Gewalt

Jeruzalemska Synagoga
Prag 2000

Keywords: 
Sinti und Roma Zwangsarbeit

Die Volksgruppe der deutschen Sinti und Roma

Die Volksgruppe der deutschen Sinti und Roma wird auf etwa 50.000 bis 70.000 Angehörige geschätzt. Die Mehrheit der deutschen Sinti und Roma lebt in den Hauptstädten der alten Bundesländer einschließlich Berlin und Umgebung sowie in den Ballungsgebieten des Raums Hamburg, des Rhein-Ruhr-Gebiets mit dem Zentrum Düsseldorf/Köln, des Rhein-Main- und des Rhein-Neckar-Ballungszentrums.

Teilweise leben die deutschen Sinti und Roma auch in größerer Zahl in Regionen räumlich nicht weit voneinander entfernter kleinerer Städte. So gibt es deutsche Sinti und Roma z. B. in Mittel- und Kleinstädten Ostfrieslands, Nordhessens, der Pfalz, Badens und Bayerns.

Die deutschen Sinti und Roma hatten wie die Sinti und Roma insgesamt, während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft unter Verfolgung und Völkermord zu leiden.

Heute sind die deutschen Sinti und Roma weitgehend in die Gesellschaft integriert, jedoch bestehen hier auch noch Defizite. Die Angehörigen der Volksgruppe haben sich zur Vertretung ihrer Interessen in Vereinen und - entsprechend der föderalen Struktur der Bundesrepublik Deutschland - in Landesverbänden organisiert. Neun dieser Landesverbände sind im Zentralrat Deutscher Sinti und Roma zusammengeschlossen, dem auch noch weitere Institutionen wie der Verein Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma und größere Vereine auf lokaler Basis angehören. Ein weiterer Landesverband ist nicht Mitglied des Zentralrats, dem auch einige andere lokale und regionale Büros und Vereine deutscher Sinti und Roma nicht angehören.

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma ist zusammen mit den Verbänden der dänischen Minderheit, des sorbischen Volkes und der Volksgruppe der Friesen in Deutschland Mitglied der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen (FUEV), des Dachverbandes der nationalen Minderheiten und traditionellen (autochthonen) Volksgruppen in Europa.

Wegen der großen räumlichen Streuung der Wohnsitze der deutschen Sinti und Roma ist die direkte Mitwirkung der Volksgruppe im politischen Leben schwieriger als bei den geschlossen lebenden nationalen Minderheiten. Dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma ist die Wahl einzelner Sinti in Kommunalparlamente bekannt. Angehörige der Volksgruppe sind - soweit bekannt - nicht als Abgeordnete im Deutschen Bundestag oder in den Landtagen vertreten. Die Verbände der deutschen Sinti und Roma sprechen daher Parlamente und Regierungen, parlamentarische Gremien und Gremien der Parteien sowie einzelne Politiker an, um für ihre Interessen zu werben und politische Unterstützung zu erhalten.

Die Bundesregierung finanziert das Büro des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg, in dem fünf Mitarbeiter hauptamtlich tätig sind. Außerdem erhalten Landesverbände in acht Ländern Landesförderung, die ihnen überwiegend auch die Finanzierung hauptamtlicher Mitarbeiter ermöglicht. Damit ist durch staatliche Mittel die Infrastruktur gesichert, um die Interessen der Volksgruppe in der Öffentlichkeit vertreten zu können und am öffentlichen Leben teilzunehmen. Der Zentralrat und die Landesverbände können sich dabei auch auf die Arbeit des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma stützen, das zu 90 Prozent aus Bundesmitteln und zu 10 Prozent aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg finanziert wird. Im Dokumentations- und Kulturzentrum sind 14 Mitarbeiter hauptamtlich tätig. Das Zentrum gibt auch Publikationen heraus und gestaltet kulturelle Projekte. Außerdem erhält eine Reihe von örtlichen Vereinen der Sinti und Roma regelmäßig Förderung auf kommunaler Ebene. Neben der Verbandsarbeit und Beratungsaufgaben werden seitens der Länder und Kommunen ergänzend insbesondere kulturelle, aber auch soziale Projekte gefördert. Die Förderungsprogramme des Bundes und der Länder sowie die Projektförderungen der Kommunen verfolgen das Ziel, der Teilhabe der deutschen Sinti und Roma am gesellschaftlichen Leben unter Erhaltung ihrer kulturellen Identität zu dienen und die soziale Integration der Sinti und Roma zu unterstützen.

Zu den langfristigen Projekten gehört beispielsweise die Förderung des Theaters "Pralipe" in Mülheim an der Ruhr, das seine Stücke in Romanes spielt, durch das Land Nordrhein-Westfalen. Der Berliner Radiosender SFB 4 Multikulti sendet zweimal im Monat 15 Minuten in Romanes. Das Land Baden-Württemberg fördert z. B. die Kulturtage der Kurpfälzer Sinti und Roma, eine Kooperation mit Volkshochschulen und wissenschaftliche Projekte. Hamburg unterstützt kulturelle Aktivitäten wie z. B. die Kulturinitiative Sam Roma, die musikalische Traditionen pflegt und öffentlich präsentiert. Hessen hat u. a. staatliche Mittel für eine Sinti und Roma betreffende Veranstaltungsreihe zum Thema Kultur, Information, Koordination und Begegnung bewilligt. Daneben fördern auch einige Kommunen lokale Kultur- und Begegnungsprojekte.

Der Unterricht der Sprache Romanes ist in keinem Schulgesetz der Länder vorgesehen. Dies entspricht auch den Wünschen des Zentralrats deutscher Sinti und Roma. Der Zentralrat ist aufgrund des Mißbrauchs der sogenannten wissenschaftlichen Forschung über die Volksgruppe - unter Einschluß der Erforschung des Romanes - in der Zeit des Nationalsozialismus und des sich daran anschließenden Völkermords an Sinti und Roma der Auffassung, daß die Sprache allein innerhalb der Volksgruppe weitergegeben und nicht durch Außenstehende im staatlichen Bildungssystem gelernt und gelehrt werden soll. Somit wird die Muttersprache Romanes überwiegend durch mündliche Überlieferung innerhalb der Familien und der Volksgruppe gepflegt. Die starke räumliche Zerstreuung von Wohnsitzen der Sinti und Roma auch in Ballungsgebieten würde auch die Einrichtung spezieller Klassen mit Unterricht in Romanes erschweren oder unmöglich machen.

Die Verwendung von Romanes im öffentlichen Schulsystem beschränkt sich daher auf Pilotmaßnahmen für (ausländische) Roma-Kinder, die in räumlicher Nähe zusammenleben. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma legt größten Wert darauf, daß das vorhandene staatliche und staatlich anerkannte Schul- und Bildungssystem für die Kinder der Volksgruppe uneingeschränkt wie bisher genutzt wird. Er lehnt daher separate Schulen für Roma oder Schulklassen nur für Sinti und Roma ab. Das entspricht augenscheinlich auch dem Wunsch der Eltern, denn die Kinder der deutschen Sinti und Roma besuchen überwiegend die örtlichen Regelschulen bzw. weiterführende Schulen.

Besondere Möglichkeiten der Förderung der schulischen Entwicklung für Kinder von Sinti und Roma unter Einbeziehung ihrer kulturellen Traditionen und ihrer Sprache haben sich in einigen Ländern der Bundesrepublik Deutschland im Rahmen standortbezogener Projekte ergeben. So wurden beispielsweise in Hamm und in Köln unter Beteiligung der örtlich ansässigen Sinti und Roma Materialien für Unterricht und regionale Fortbildung erstellt, die über den Kulturkreis und die Geschichte der Sinti und Roma informieren und im Unterricht den Bezug zwischen Volksgruppe und Schule stärken sollen.

(Quelle: BMI, Stand: 1996)

Ein Workshop in der
Jerusalemer Synagoge

Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma


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