antisemitismus.net / klick-nach-rechts.de / nahost-politik.de / zionismus.info

Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     

 
[Der Pressespiegel im Klick nach Rechts]

Internet:
Aus für FUN-Partei

Sammlungsbewegung der extremen Rechten im Internet gelöscht...

Peter Nowak

Das Kürzel FUN klingt eher nach Spaß und Lebensfreude als nach bierernster Politik. Doch hinter den drei Buchstaben verbirgt sich eine rechtslastige Internetpartei, die sich „Freiheitlich – unabhängig – national“ nannte und in den Internetforen des von Studenten gegründeten Politsimulationsprojekts democracy online today, kurz dol2day, in der letzten Zeit große Aktivitäten entfaltete. Damit ist es jetzt vorbei. Die dol2day-Redaktion hat die FUN gelöscht. Als Begründung verweist sie auf Verfassungsschutzberichte, in denen die rechten Hintergründe der FUN dokumentiert sind.

Tatsächlich hat der niedersächsische Verfassungsschutz der rechten Internetpartei eine ganze Seite gewidmet. Dort wird darauf hingewiesen, dass die Aktivitäten der FUN durchaus nicht nur virtueller Natur sind. „Die rund 200 Mitglieder, vorwiegend aus NPD- und JN-Kreisen stammend, rufen zu öffentlichen Veranstaltungen auf wie zur Teilnahme an Pressefesten rechtsextremistischer Publikationen oder zu einem Parteitreffen.“ Ziel der FUN sei die Herstellung einer rechten Sammlungsbewegung im Internet. Diese Strategie hatte auch Erfolg, wie die Rechtsextremismusexpertin Margret Chatwin im Informationsdienst IDGR schrieb: „So geben sich bei der FUN ‘Konservative’, Nationalliberale, Nationalrevolutionäre, Burschenschafter, Aktivisten der ‘Freien Kameradschaften’, Mitglieder und Funktionäre der Republikaner, Jungen Nationaldemokraten und der NPD ein Stelldichein.“

Enttarnt wird von Chatwin auch einer der gar nicht nur virtuellen Rechten im FUN-Lager. So hatte der in der deutsch-französischen Grenzstadt Kehl lebende Michael Wiechert den Posten des FUN-Vorsitzenden inne. Er war zeitweise in Köln ansässig und arbeite als Pressereferent der Deutschen Liga für Volk und Heimat (DLVH) für Nordrhein-Westfalen und Autor in der Zeitschrift „Europa vorn“. Bei der Wahl seines Internet-Pseudonyms „Ulex“ soll Joseph Goebbels Pate gestanden haben. Der wurde als Gymnasiast in Reydt in Anlehnung an Ulysses, dem Listenreichen, Ulex genannt. Später benutzte Goebbels den Spitznamen bei journalistischen Arbeiten als Pseudonym. Ulex alias Wiecherts wurde als FUN-Vorsitzender im März 2002 von Ronny T. abgelöst, der sich bei Dol2Day „Bussard“ nannte. Das Kreisvorstandsmitglied der NPD in Hannover ist auch als Moderator im rechtsextremen Mitteldeutschen Gesprächskreis aufgetreten. Seit April dieses Jahres ist ein 25-jähriger niedersächsischer Student mit dem Pseudonym „Demos“ FUN-Vorsitzender. In seinem Dol2Day-Profil präsentierte er sich als Burschenschafter.

Wie ernst die Rechten die FUN nehmen, zeigt ein anonymer Aufruf im Internet: „Alle deutschen Patrioten sind aufgerufen, an democracy online mitzuwirken und sich in die Arbeit der FUN einzubringen. Es besteht die einmalige Chance, nationale Ideen unverfälscht und aus erster Hand publik machen zu können und die Politikfähigkeit deutscher Patrioten unter Beweis zu stellen. Das Internet kennt keine Zensur.“

Nationalanarchisten bieten virtuelles Asyl

Nach der Löschung dieser Partei inszeniert man sich auf der FUN-Webseite als Opfer. „Zum Schweigen bringen können sie uns nicht“, heißt es auf einem Protestbanner, auf dem im Hintergrund die Deutschlandfahne in die Höhe gereckt wird. Der „Ehrenvorsitzende“ der FUN-Partei und langjährige NPD-Funktionär Winfried Krauß hat in einer im Internet geäußerten Stellungnahme nach der Bannung zur Aufrechterhaltung der Kommunikation aufgerufen. Weit über 100 Aufnahmeanträge habe es nach der Löschung gegeben. Krauß bezeichnete die FUN als einzige Organisation, in der ein breites Spektrum von freien Nationalisten über Mitglieder von NPD, REP und DVU bis hin zu „nationalen Exponenten“ bürgerlicher Parteien zusammenwirken.

Mittlerweile hat die FUN Unterstützung von der virtuellen Christdemokratischen Partei (CIP) bekommen. Deren Vize mit dem Pseudonym „BlueDog“ bezeichnet linke Demonstranten in einem Kommentar schon mal als „menschlicher Abschaum“. Eine vorgeblich anarchistische Internet-Gruppe, die der FUN virtuelles Asyl geboten hat, war bisher schon mit den Nationalanarchisten und der Webseite von „querfront“ (BnR 22/02) vernetzt. Auch nach der Löschung der FUN-Partei haben die Rechten also weiterhin genügend Betätigungsmöglichkeiten im Netz.

www.bnr.de
blick nach rechts Nummer 13/2003

kt / hagalil.com / 2003-07-02

Die im Pressespiegel veröffentlichten Texte spiegeln die Meinungen der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Verantwortlichen dieser Website wieder.


DE-Titel
US-Titel

Books

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2013 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved