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Judentum und Israel
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Das Aussteigerprogramm für Nazis
Noch ein Flop gegen Rechts ?

Seit letztem Dienstag ist es telefonisch über die neue Hotline zu erreichen: Das neue Aussteigerprogramm des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Doch selbst der Präsident des Verfassungsschutzes, Heinz Fromm, äußerte sich ob der Erfolgsaussichten sehr zurückhaltend.

Das neue Programm soll sich gezielt an Führungskader der Naziszene richten. Aussteiger können Hilfen bei der Suche nach einer Wohnung und einem Arbeits- oder Ausbildungsplatz erhalten. Eine finanzielle Unterstützung der aussteigewilligen Rechtsextremen ist nur in Ausnahmefällen vorgesehen. Als Kontakt dient eine Telefonnummer, welche der Verfassungsschutz eingerichtet hat.

Gerade die Institution Verfassungsschutz, also hier eine Bundesbehörde und Geheimdienst, scheint äußerst ungeeignet als Anlaufstelle für rechtsextreme Kader, die ja "dem System" und seinen Institutionen den völkischen Kampf angesagt haben. So sind die Reaktionen auf rechten Internet-Homepages der Szene denn auch eher spöttisch. Ein Zitat des "Aktionsbüros Norddeutschland verdeutlicht dies: "Zum wirklichen "Aussteigen" kann dieses abgehalfterte System keinen jungen Deutschen mehr bewegen, der zumindest vom Gefühl her spürt, dass hier in der BRD etwas faul ist und nationale und soziale Veränderungen für unser Volk kommen müssen. Hinsichtlich der Kosten für "Aussteiger" liegt der Verfassungsschutz übrigens weit daneben, denn für schlappe 100.000 Mark pro "Aussteiger" lässt sich keine halbwegs vernünftige Gesichtsoperation bezahlen...!"

Jörg Fischer, ehemaliger NPD-Funktionär und seit 1996 ausgestiegen antwortete in einem Interview mit SPIEGEL ONLINE skeptisch: "Die Aufgabe von Verfassungsschützern war es nie, Leute da rauszuholen, sondern Leute da drinzuhalten, die ihnen Informationen beschaffen können. (...) Ich bezweifle die Befähigung des Verfassungsschutzes und die Erfolgsaussichten dieser Hotline. Das Ganze ist Blinder Aktionismus."
Ähnlich sieht dies der Bielefelder Jugendforscher Wilhelm Heitmeyer, wenn er äußert, dass staatliche Stellen die von den Jugendlichen benötigte Anerkennung nicht aussprechen können.

Erfahrungen mit staatlichen Programmen für Nazi-Aussteiger hat das Bundesland Baden-Würtemberg bereits seit dem letzten Herbst sammeln können. Auch dort wurde eine entsprechende Hotline geschaltet. Die Zahl der Anrufe liegen aber laut Aussage von Landeskriminaldirektor Dieter Stein gegenüber der Frankfurter Rundschau "im einstelligen Bereich". Stein hält es für "wenig erfolgversprechend" von Berlin oder Köln aus Angebote zu machen, ohne die Situation vor Ort zu kennen.

Bisher gibt es leider wenig Anzeichen dafür, dass das neue Programm der Bundesregierung mehr darstellt als eine große PR-Aktion und damit würde es sich unschön einreihen in die bisherigen Anstrengungen staatlicherseits den Rechts- extremismus zu bekämpfen.

klick-nach-rechts.de

21.04.2001

 


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