Thüringen
Ein normaler Tod in der "national
befreiten" Zone?
Die Informationen über die Tötung eines 27jährigen
Mannes in Bad Blankenburg im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt nahe Gera am
diesjährigen Himmelsfahrttag werden langsam präziser. Demnach sei Axel
Obernitz aus der thüringischen Kleinstadt gegen 22 Uhr am Freibad der
Kleinstadt in eine Auseinandersetzung mit einer mindestens fünfköpfigen
Gruppe rechter Jugendlicher geraten.
Anschließend sei er durch einen der Angreifer stark
verletzt worden. Der wenig später eintreffende Notarzt habe nur noch den
Tod des jungen Mannes feststellen konnte. Unbestätigten Berichten von
Zeugen zufolge habe der Täter seinem Opfer mehrfach brutal gegen die
Brust getreten. Wie die Tageszeitung "junge Welt" (jW) bereits am Montag
berichtete, ist der mutmaßliche Täter, Steffen D., zum NPD-Spektrum zu
zählen. Gegen den 24jährigen Hauptbelasteten wurde Haftantrag wegen
Verdachts der Körperverletzung mit Todesfolge gestellt.
Nach Informationen der Zeitung "Freie Presse" hätte
sich der
Mann am Montag den Justizbehörden in Rudolstadt gestellt, er bestreite
jedoch die Vorwürfe. Durch den zuständigen Staatsanwalt in Gera sei
anschließend der Haftbefehl ausgestellt worden. Auf Anfrage bei Michael
Pabst (CDU), dem Bürgermeister von Bad Blankenburg, zeigte sich dieser
gegenüber der jW unwissend. Er verwies in Richtung
Polizei sowie auf deren laufende Ermittlungsverfahren und kündigte "für
die nächste Zeit" eine Pressekonferenz zum Thema an. Ansonsten sei er
"verwundert" über den "dürftigen Informationsfluss" und sei daher nicht
"auskunftsfähig". Vieles erfahre er auch "nur durch die Presse".
Bei all der Nichtswissendheit verzichtete er jedoch
nicht
darauf, den Bezug zum "Fall Joseph" in Sebnitz herzustellen. Er warnte
davor, insbesondere im "Hinblick auf das Ansehen der Stadt", bereits
jetzt den Täter "bei auf der rechten Seite" zu suchen. Die Polizei in
Rudolstadt verwies gegenüber "junge Welt" auf die Bildung einer
siebenköpfigen Sonderkommission durch die Kriminalpolizeiinspektion
Saalfeld, die sich mit dem Fall beschäftige. Weiterhin wurde mitgeteilt,
dass derzeit "nicht von einem politischen Tötungsmotiv" ausgegangen
werden könne - und dies trotz bekannter Aktivitäten des mutmaßlichen
Täters in der rechten Szene.
Wie Alexander Herder als Bewohner Bad Blankenburgs
gegenüber jW mitteilte, seien in seiner Stadt am 23. Mai, "ähnlich wie
in anderen Gegenden der BRD, auch Gruppen unterwegs gewesen, bei denen
sich das Feiern mit rassistischen und aggressiven Tönen verband".
"Dieses Klima", so der junge Mann weiter, "schließt auch Übergriffe
nicht aus. In Bad Blankenburg diesmal wohl mit dem schlimmsten Ausgang".
Herder berichtete gegenüber jW weiter, dass "dieser Mord in Bad
Blankenburg nicht zufällig geschehen sei". Vielmehr habe sich in der
Stadt "in den letzten Jahren eine rechte Szene entwickelt und
etabliert".
"Diese Entwicklung" werde "durch viele
Stadtpolitikern genauso schweigend hingenommen" wie "Übergriffe, die
sich am diesjährigen Himmelsfahrttag in Bad Blankenburg nicht das erste
mal zeigten". Dieses "Klima des Schweigens und reaktionslosen Zusehens
motiviere die Täter". Dieser Stimmung müsse entgegengewirkt werden,
forderte Herder. Dass er mit dieser Forderung auch in seiner Stadt nicht
allein steht, zeigte eine spontane Demonstration mit anschließender
Blumenniederlegung durch 50 Bürgerinnen und Bürgern am Montag nahe des
Tatortes.
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30.05.2001 |