Lea Rosh und das Mahnmal-Plakat:
Steilvorlage für Neo-Nazis
Wie es schon beinahe nicht anders zu erwarten war, nutzt das umstrittene
Plakat zur Spendenwerbung für das "Mahnmal für die ermordeten Juden
Europas" weniger zur Beschaffung von Geldern, sondern den
Rechtsextremisten.
Wie am Montag das ZDF-Magazin "Frontal
21" berichtete nutzte, der unter anderem wegen Leugnung des Holocaust
und Rechtsterrorismus verurteilte, Manfred Roeder das Plakat für eine
Propagandaaktion. Wie das ZDF berichtete, entrollte Roeder gemeinsam mit
anderen Nazis vor dem provozierend gemeinten Plakat-Spruch "den
holocaust hat es nie gegeben" ein eigenes Transparent mit der
Aufschrift: "Wehrmachtverbrechen auch nicht!" Dabei hatte sich Roeder
sowohl filmen, als auch fotografieren lassen, um später bei einem
sogenannten Heimatabend in Hessen vor anderen Rechtsextremen mit der
Aktion zu prahlen.
Damit trat ein, was beispielsweise
Michel Friedman, Vizepräsident des Zentralrats der Juden befürchtet
hatte: "Das umstrittene Plakat motiviert Neonazis, den strafbaren Satz
zu verwenden" Die Steilvorlage, welche die Vorsitzende des Förderkreises
für das Holocaust-Mahnmal, Lea Rosh, den Nazis und Antisemiten gegeben
hat wurde dankbar aufgegriffen. Sie passt auch genau in deren Strategie,
über gezielte Tabubrüche den Spielraum für revisionistische Inhalte im
öffentlichen Diskurs zu erweitern. Das bestätigt auch eine Meldung der
Berliner Zeitung, die berichtet dass Nazis in den USA eine eigene
Homepage zu dem Thema publizierten. Die Aussage des Plakats wird dort
durch den Satz ergänzt: "Es gibt immer mehr die das behaupten. Wir
brechen Tabus! Revisionismus pur."
Genau diese Strategie hat Frau Rosh in
ihrer Selbstüberschätzung ungewollt bedient. Sicherlich ist es richtig,
dass Antisemiten und Nazis jede Möglichkeit aufgreifen den deutschen
Mord an den europäischen Juden, den Sinti und Roma, sowie
Andersdenkenden und sozialen Minderheiten entweder zu leugnen, oder ihn
gar zu begrüßen. Dieses Vorgehen liegt schon in der Logik des
antisemitischen Wahns begründet. Ob man dem aber durch Ignoranz und
Selbstgefälligkeit Nahrung geben muss, ist eine andere Sache.
Aber auch ein bürgerlicher Rechter,
wie der ehemalige Regierende Bürgermeister Diepgen von den
Christdemokraten lässt sich die Gelegenheit nicht entgehen, die
"Dimension der Gedenkstätte" erneut öffentlich in Frage zu
stellen.
Wenn das Plakat, wie Lea Rosh
verkündet, noch in dieser Woche abgehängt wird und 500 000 Postkarten
mit dem Motiv wieder eingezogen werden: Dem politischen Anliegen welches
das Mahnmal repräsentiert ist jedoch ein Schaden zugefügt worden, den
auch die geschätzten 40 000 Mark, welche die Kampagne eingebracht haben
soll, bei weitem nicht aufwiegen können.
Forum / Leserbriefe:
Die Diskussion zum Mahnmal
IS/klick-nach-rechts.de
08.08.2001 |